Die Reichsautobahn Elbing - Königsberg
Die Autobahn von Elbing bis Königsberg entstand zwischen 1936 und 1938.
Dadurch gehörte das Dorf Bludau im Kreis Braunsberg (östlich von Elbing) zu einem der ersten Orte mit einer eigenen Autobahnausfahrt.
Dadurch gehörte das Dorf Bludau im Kreis Braunsberg (östlich von Elbing) zu einem der ersten Orte mit einer eigenen Autobahnausfahrt.
Autobahn von Elbing nach Königsberg:
Ausfahrt Frauenburg/Mühlhausen nahe des Dorfes Bludau (Landkreis Braunsberg)
Die Übersichtskarte oben ist ein Auschnitt einer Karte von OpenStreetMap.
Der mittlere Kartenausschnitt entstammt einer Landkarte aus den 1930er Jahren.
Die untere Karte aus den 1990er Jahren zeigt den geplanten und inzwischen durchgeführten Ausbau der Ausfahrt bei Bludowo.
Mit dem Bau des Abschnitts zwischen Elbing und Braunsberg wurde 1936 begonnen. Der gut 19 Kilometer lange westliche Abschnitts zwischen Elbing und Neumünsterberg wurden bereits Ende September 1936 dem Verkehr übergeben, das sich anschließende 20 Kilometer lange Teilstück zwischen Neumünsterberg und Schalmey, an dem auch das Dorf Bludau im Kreis Braunsberg liegt, ein Jahr später.
Dadurch gehörte das Dorf Bludau zu einem der ersten Orte überhaupt mit einer eigenen Autobahnausfahrt, auch wenn die Ausfahrt selbst nach den beiden nächstgelegenen größeren Orte, nämlich Mühlhausen und Frauenburg, benannt wurde.
Die Trasse wurde damals bereits für einen durchgehend vierspurigen Ausbau angelegt, der Ausbau erfolgte aber nur zweispurig. Lediglich im Bereich der Anschlußstellen wurde die Autobahn bereits auf wenige hundert Meter vierspurig ausgebaut.
Daran hat sich im Prinzip bis heute nichts geändert: In weiten Teilen ist die »Berlinka«, wie sie heute in Polen genannt wird, immer noch zweispurig. Die Vorarbeiten für einen vierspurigen Ausbau aus den 1930er Jahren sind aber auch heute noch gut zu erkennen, z.B. bei den Brückenbauwerken, von den viele trotz der Kriegseinflüsse noch erhalten sind.
Die Autobahn wird heute im Abschnitt zwischen Elblag (Elbing) und Braniewo (Braunsberg) als »S22« auch wieder für den Autoverkehr genutzt, nachdem sie viele Jahr gesperrt war. Die Fahrbahn aus den 1930er Jahren wurde seit den 1990er Jahren erneuert. Auch die Anschlußstelle bei Bludau ist mittlerweile neu ausgebaut worden. Der Wiederaufbau der Strecke ist inzwischen vollständig abgeschlossen.
Noch Ende der 1990er Jahre endete die Autobahn bei Braniewo (Braunsberg), der weitere Verlauf Richtung russischer Grenze (Oblast Kaliningrad) war gesperrt. Mittlerweile wurde die Strecke von Elbing bis kurz vor die Grenze zur Oblast Kaliningrad durchgehend instandgesetzt und neu ausgebaut, allerdings nach wie vor nur zweispurig. Sogar ein Grenzübergang zwischen Polen und Rußland ist in Bau und auf polnischer Seite bereits fertiggestellt. Mit dessen Eröffnung wäre die Autobahn zwischen Elblag (Elbing) und Kaliningrad (Königsberg) erstmals seit 1945 wieder durchgängig befahrbar.
Der »Autoreiseführer« von Baedecker aus dem Jahr 1939 beschreibt die Autobahn von Elbing nach Königsberg und alle »Aus- und Einfahrten«, auch die bei Bludau, ohne den Ort selbst allerdings zu erwähnen (in eckigen Klammern die heutigen Ortsbezeichnungen):
Von Elbing nach Königsberg
105 km. Die Strecke verbindet die beiden größten Städte Ostpreußens und ermöglicht einen schnelleren Verkehr zwischen der Reichshauptstadt und Ostpreußen; sie führt in beträchtlicher Entfernung von der Küste durch ein freundliches Hügelland mit fruchtbaren Ackerflächen, von weidenden Pferden belebten Wiesen und vereinzelten Waldstücken. Vorläufig ist nur eine Fahrbahn ausgebaut; die Kilometer zählen von Königsberg nach Elbing.
[...]
72,5 km: Aus- und Einfahrt Frauenburg [Frombork] (48 m), zwischen Frauenburg (15 km nördl.) und dem 8 km südlich gelegenen alten Deutschordensstädtchen Mühlhausen [Mlynary] (2500 Einw.; Gasthof Adler). Die Autobahn durchquert ab 71,7 km den Wald von Großrautenberg [Wielkie Wierzno]; bei 70 km ein Parkplatz, bei 69,9 km über die Baude [Bauda]. Von 65,5 km bis zum Parkplatz bei 64,5 km wieder durch Wald.
Quelle:
Baedeckers Autoreiseführer, Berlin 1939
Baedeckers Autoreiseführer, Berlin 1939
Ein Artikel aus dem Jahr 1934 beschäftigt sich mit dem Thema des Autobahnbaus in Ostpreußen und erklärt gleichzeitig auch erst einmal, wie eine Autobahn eigentlich so »funktioniert«:
Die Reichsautobahn Elbing - Königsberg
(Gekürzte Fassung)
Als dritte der Reichsautobahnen wird die 117 Kilometer lange Strecke Einlage-Elbing-Königsberg in Angriff genommen. Die Arbeiten zu diesem Riesenunternehmen, das für die wirtschaftliche Entwicklung der Provinz Ostpreußen die allergrößte Bedeutung besitzt, sind bereits in vollem Gange. In Königsberg ist eine oberste Bauleitung eingerichtet worden, zu deren Leiter Reichsbahnoberrat Lewerenz bestellt wurde. Bereits sind 3,6 Millionen Reichsmark zur Verfügung gestellt worden, so dass bereits im Dezember mit den praktischen Arbeiten begonnen werden konnte. Ein Jahr später soll die Bahn im Rohbau fertig sein und Ende 1935 voll ausgebaut dastehen.
Ostpreußens Reischautobahn beginnt (...) bei Einlage an der Nogat mit einem mächtigen Brückenwerk und läuft in einem leichten Bogen südlich Elbings in die Nähe des Elbinger Flugplatzes. Ohne besonders spürbare Höhenunterschiede wird die Strecke über die Elbinger Höhen hinweg geführt, wo die Straße bei Gr. Stoboy mit 166 Metern ihre höchste Höhe erreicht. Von hier aus bis Königsberg wird die Straße fast eine Gerade bilden. Sie führt südlich Braunsberg, dicht an Dt. Thierau im Kreise Heiligenbeil vorbei, zwischen Ludwigsort und Zinten über Düsterwalde südlich Kobbelbude in Richtung Altenberg und erreicht südlich Schönfließ die unmittelbare Nähe von Königsberg. Über zwei neue Pregelbrücken geht die Straße hinweg und findet dicht am Flughafen Devau ihr Ende.
Bei der ganzen Straßenführung sind kleinliche Rücksichten völlig ausgeschaltet worden. Neben den beiden großen Pregelbrücken sind auf der Straßenstrecke noch weitere gigantische Bauwerke notwendig, so in erster Linie ein 1.000 Meter langer und 12 bis 13 Meter hoher Viadukt über der Niederung bei Fischau südlich Elbing. Hier wird das Sumpfgebiet, die Marienburger Chaussee, die Eisenbahnlinie, eine weitere Straße und schließlich der Elbingfluss überspannt.
Die Straße wird sonst allgemein als Damm gebaut, fast ohne Krümmung, mit nur ganz geringen Höhenunterschieden, 25 Meter breit mit zwei je 7,5 Meter breiten Fahrbahnen, die voneinander durch einen 5 Meter breiten Grasgürtel getrennt sind, auf dem später eine Hecke entstehen soll, damit sich entgegenkommende Kraftwagen nachts nicht blenden. Bäume gibt es an dieser Straße natürlich nicht. Es ist anzunehmen, dass die Straßendecke Beton sein wird, vielleicht wird stellenweise Spezialpflaster notwendig sein. Wo die Straße Wald durchschneidet, wird eine breite Lichtung geschlagen werden. Es gibt keine Straßenkreuzungen auf der ganzen Strecke, aber 49 Mal führen unsere alten Verkehrswege, Chausseen, Eisenbahnen über diese Straße hinweg, 11 mal finden sie ihren Weg unter der Autobahn hindurch. Somit ergeben sich also 60 große Brückenbauten. Zu erwähnen ist noch der Viadukt über die Passarge, der in 25 Meter Höhe über das tiefe Flussbett hinweggeführt wird.
Auf die Autobahnstraße kann man nur an gewissen Stellen, an den sogenannten Reichsautobahnhöfen, gelangen. Diese Auffahrten sind so eingerichtet, dass auch hier niemals ein Kreuzen von Fahrzeugen nötig oder möglich ist. Für die Strecke Einlage-Elbing-Königsberg sind neun solcher Bahnhöfe vorgesehen, und zwar voraussichtlich bei Einlage, Elbing, Bludau, Braunsberg, Dt. Thierau, Zinten, Kobbelbude, Königsberg, und Devau. Die vorbildliche Anlage der Straße und der Bahnhöfe ermöglicht eine Fahrgeschwindigkeit von 250 [sic!] Stundenkilometern. (...)
An den Autostraßenbahnhöfen sind Sperren eingerichtet, die dafür sorgen, dass nur Kraftfahrzeuge auf die Autostraße gelangen. Für den Nahverkehr, für Fußgänger, Radfahrer, Fuhrwerke wird nach wie vor die alte Berliner Chaussee da sein. Entlastet wird diese Chaussee von den Fernreisenden. Übrigens soll mit Rücksicht auf die Reichsautobahn dem gesamten ostpreußischen Straßennetz endlich sorgfältigere Behandlung zuteil werden. (...)
Quelle:
Der heimattreue Ost- und Westpreuße, Berlin 1934, Nr. 3/1934, S. 5-6
Cezary Bazydlo: »Jugendzeit in Ostpreußen - Publizistik geschrieben vor 1945«
Der heimattreue Ost- und Westpreuße, Berlin 1934, Nr. 3/1934, S. 5-6
Cezary Bazydlo: »Jugendzeit in Ostpreußen - Publizistik geschrieben vor 1945«
Quellen:
www.autobahn-online.de
www.vimudeap.de
www.berlinka.pcp.pl
de.wikipedia.org
www.openstreetmap.org
www.autobahn-online.de
www.vimudeap.de
www.berlinka.pcp.pl
de.wikipedia.org
www.openstreetmap.org